*** Würden Bands wie Death Angel, Flotsam & Jetsam, Overkill, Exodus oder jede andere gutklassige, etwas in die Jahre gekommene Kombo aus dem Metal-Bereich eine Scheibe veröffentlichen, die haargenau wie 72 SEASONS klingt (einfach mit besseren Vocals und Drums, Hetfield und Ulrich werden in diesem Leben kaum mehr von Inspiration geküsst werden), das Echo würde sehr gering ausfallen. Noch trauriger ist die Tatsache, dass auch dieses Jahr etliche HM-Bands Scheiben veröffentlichen, die sogar in jeder Beziehung besser ausfallen werden als diese Scheibe hier und das Echo dennoch bescheiden bleiben wird. 72 SEASONS ist nicht wirklich schlecht, das Songwriting aber wenig originell und ziemlich langweilig. Mich berührt da gar nichts (und das kann ich von 40 Jahre alten Songs wie ORION oder FADE TO BLACK eben nicht behaupten). Von ihren eigenen Götter-Scheiben wie RIDE THE LIGHTNING, MASTER OF PUPPETS oder JUSTICE FOR ALL sind Metallica mittlerweile Universen entfernt, die damals vorhandene Kreativität vollends versiegt und dem Millionärs-Leben zum Opfer gefallen. Nun wäre es vermessen, die heutigen Metallica noch an den Glanztaten von früher zu messen, ich bin trotzdem jedes Mal enttäuscht von all diesen Scheiben, die uns die alternden Supergruppen regelmässig vorsetzen und Hetfield und Co. sind da keine Ausnahme. Wir sehen es auch bei den anderen grossen Namen aus anderen musikalischen Genres (neueste Beispiele Depeche Mode oder U2), die "Big Names" sind musikalisch vorbei und niemand hätte in den letzten Jahrzehnten wirklich noch eine weitere durchschnittliche Scheibe ohne Höhepunkte aus dem "Superstar"-Lager gebraucht. Aber so sind sie, die Massen: Von ihren Lieblingen kaufen sie jeden Mist und sorgen so dafür, dass all diese Millionäre immer noch reicher werden und mit dem neuesten Werk wieder die ganze Welt betouren können (was noch mehr Batzeli in die Kassen bringt, ein Wucher diese heutigen Ticketpreise), dann aber auf der Bühne doch wieder nur in erster Linie die alten Hits darbringen, das ewige Ritual, von den Fans offenbar so gewünscht. Und selbstverständlich ignorieren alle diese Fan-Boys/Girls damals wie heute all die wirklich guten Bands links und rechts des Mainstreams und sorgen so dafür, dass die Hierarchie schön gewahrt bleibt. Eigentlich wie in der Politik. Da besorge ich mir doch lieber Scheiben von jungen, noch frischen und hungrigen Bands, die in Sachen Intensität und Dringlichkeit den Dinosaurier-Bands längst den Rang abgelaufen haben, auch wenn sie das Rad ebenfalls nicht mehr neu erfinden. Oder von alten Kombos, die von den Massen unbeachtet geblieben schon immer Qualitätsarbeit abgeliefert und keinen heftigen Kreativitätsabbau zu verzeichnen haben. Last edited: 24.04.2023 00:21 |